„Highlight meiner Trainerkarriere“

FFC-Cheftrainer Colin Bell freut sich auf sein erstes DFB-Pokalfinale

In seiner ersten Saison als Cheftrainer hat Colin Bell den 1. FFC Frankfurt auf Anhieb ins DFB-Pokalfinale geführt. Auch in der Frauen-Bundesliga liegt das Team des 52-jährigen Engländers auf Erfolgskurs und hat drei Spieltage vor Saisonende gute Aussichten, sein Saisonziel, die Champions-League-Qualifikation, zu realisieren. Im Interview äußert sich der Coach, der vom SC 07 Bad Neuenahr an den Main wechselte, zum heutigen Finale, lässt die Saison noch einmal Revue passieren und blickt schon einmal auf die nächste Spielzeit voraus.

Für den 1. FFC Frankfurt ist es heute das 13. DFB-Pokalfinale in der Vereinsgeschichte, für Sie persönlich Ihr erstes. Was bedeuten Ihnen diese Zahlen?

Colin Bell: Im Pokal-Endspiel zu stehen, ist ein absolutes Highlight in meiner Trainerkarriere. Dass der 1. FFC Frankfurt bereits zwölf Mal in einem Finale stand, ist eine beeindruckende Bilanz – allerdings haben wir deshalb heute keinen Vorteil. Auch ob eine Spielerin den DFB-Pokal noch nie oder bereits fünf Mal gewonnen hat, spielt für mich keine Rolle. Erfolg darf nicht zur Routine werden! Viele junge Spielerinnen sitzen heute auf den Zuschauerrängen oder am Bildschirm und sagen sich: Da unten auf dem Rasen will ich eines Tages stehen. Und wer schafft es letztlich schon? Dies müssen wir uns immer vor Augen halten.

Gegenüber der SGS Essen, die zum ersten Mal ein DFB-Pokalfinale erreicht hat, verfügt der FFC-Kader mit seinen vielen Nationalspielerinnen über eine große Erfahrung in bedeutenden Spielen. Ist dies nicht doch ein Vorteil?

Bell: Es kann ein Vorteil sein. Wer schon einmal vor 50.000 Zuschauern in einem WM-Finale gestanden und 100 Länderspiele absolviert hat, der weiß ganz einfach, auf was es in bestimmten Situationen ankommt. Aber das ist reine Theorie. Entscheidend ist, was die Spielerinnen auf dem Platz daraus machen.

Für die SGS Essen ist schon die Qualifikation für das DFB-Pokalfinale der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Jeder erwartet eine Niederlage, das Team hat nichts zu verlieren.

Bell: Das hört man ja immer wieder bei solchen Konstellationen – aber so einfach ist es nun auch nicht. Die Essenerinnen werden sicher nicht auf dem Platz stehen und sagen: Schön, dass wir dabei sind. Wer es bis in ein Finale geschafft hat, der ist heiß darauf, dieses auch zu gewinnen.

In der Frauen-Bundesliga gab es in dieser Saison zwei enge Spiele zwischen den heutigen Final-Teilnehmern. Warum tat sich der 1. FFC Frankfurt gegen die SGS Essen so schwer?

Bell: Weil Essen über eine homogene Mannschaft mit starken Spielerinnen auf den Schlüsselpositionen und in Markus Högner über einen sehr guten Trainer verfügt, der das Team in den letzten Jahren Schritt für Schritt weiterentwickelt hat. Unser heutiger Gegner hat sich ja nicht zufällig für das DFB-Pokalfinale qualifiziert. Wer einen 0:2-Rückstand gegen den 1. FFC Turbine Potsdam noch in ein 3:2 dreht, der muss einfach Qualität haben. Wir wissen, was uns heute erwartet.

Welche Spielerinnen in der Essener Mannschaft sind besonders zu beachten?

Bell: Linda Dallmann zählt mit ihren 19 Jahren zu den größten Talenten im deutschen Fußball und in Charline Hartmann verfügt die SGS über eine erfahrene und kampfstarke Stürmerin. Doch nur diese Namen zu nennen, wäre zu wenig: Auch Sarah Freutel, Sara Doorsoun-Khajeh oder Irini Ioannidou stehen für die Qualität dieses Teams.

Dennoch ist der 1. FFC Frankfurt auf dem Papier der klare Favorit, oder?

Bell: Das mag ja sein, aber das interessiert mich nicht. Wir wollen heute nicht gewinnen, um eine Erwartungshaltung zu erfüllen, sondern weil es das Größte im Sport ist, einen Pokal in den Händen zu halten.



Sie haben zwei Jahre lang als Co-Trainer beim 1. FC Köln gearbeitet und somit einen besonderen Bezug zum Endspiel-Ort.

Bell: Ja, das stimmt. Ich hatte eine tolle Zeit beim FC und spiele ja auch noch für die Traditionsmannschaft – bislang schon über hundert Mal. Dass ich heute als Trainer in einem DFB-Pokalfinale nach Köln zurückkehre, ist eine tolle Sache. Natürlich wäre ein Endspiel auch in jeder anderen Stadt ein Highlight, aber für mich ist es hier eben etwas Besonderes. Hinzu kommt, dass das RheinEnergieStadion eine der schönsten Arenen Deutschlands ist. Zu meiner aktiven Zeit hier gab’s ja noch das alte Müngersdorfer Stadion, das eine Laufbahn hatte und in dem die Fans viel weiter weg vom Geschehen waren.

Ihre erste Saison als Cheftrainer beim 1. FFC Frankfurt liegt in wenigen Wochen hinter Ihnen. Zeit für eine vorläufige Bilanz…

Bell: Es war bis zum heutigen Tag eine sehr intensive Saison. Wir hatten auf Grund des späten Einstiegs der Nationalspielerinnen eine relativ kurze Vorbereitungsphase und so war es auch nicht verwunderlich, dass in den ersten Spielen noch nicht alles rund lief. Im Laufe der Hinrunde haben die im Training einstudierten Automatismen immer besser gegriffen und wir konnten mit unserem Stil, temporeichen und ballbesitzorientierten Angriffsfußball zu spielen, sechs Bundesliga-Spiele in Folge sowie das wichtige DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg gewinnen. Gerade in Phasen des Erfolgs ist es aber wichtig, keine Routine einkehren zu lassen, sondern immer hellwach und fokussiert zu bleiben. So sind wir mit unserer Philosophie, jedes einzelne Spiel als neues Highlight anzugehen, bislang gut gefahren.

Nach dem DFB-Pokalfinale stehen noch drei Bundesliga-Partien auf dem Programm. Wie sehen Sie die Chancen, dass der 1. FFC Frankfurt auch sein zweites wichtiges Saisonziel realisieren kann?

Bell: Wir befinden uns in mit dem 1. FFC Turbine Potsdam und dem VfL Wolfsburg in einem Dreikampf auf Augenhöhe. Unsere Konkurrenten verfügen über herausragende Qualitäten – nicht allein im nationalen Vergleich, wie die erneute Champions-League-Finalteilnahme der Wölfinnen zeigt. Doch wir werden uns den direkten Duellen selbstbewusst stellen, schließlich haben wir gegen beide Teams in dieser Saison schon gewonnen. Fest steht: Es wird ein heißes Saisonfinale, auf das sich die deutschen Frauenfußball-Fans freuen können.

Parallel zu den aktuellen sportlichen Herausforderungen laufen auch längst die Kaderplanungen für die neue Saison. Wie ist denn hier der Stand der Dinge?

Bell: Schon jetzt kann man die Prognose wagen, dass wir dank der von Manager Siggi Dietrich geschaffenen Voraussetzungen auch in der nächsten Saison wieder einen starken Kader haben werden. Natürlich wird es schon allein auf Grund einiger Abgänge Veränderungen geben. Kathrin Hendrich und Marith Prießen sind hervorragend ausgebildete und in jungen Jahren bereits sehr erfahrene Spielerinnen, die unser Team verstärken werden. Doch damit sind unsere Planungen noch nicht abgeschlossen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unseren Kader qualitativ und quantitativ weiter verstärken werden. Dabei geht es nicht allein um externe Neuzugänge: Auch unsere eigenen Talente, die sich in der Zweitliga-Mannschaft und in der U17 hervorragend weiterentwickelt haben, stehen auf dem Zettel.

Gibt es schon eine Zielsetzung für die kommende Spielzeit?

Bell: Zunächst denke ich erst einmal an das heutige DFB-Pokalfinale und die dann folgenden Herausforderungen in der Bundesliga. Aber eins steht schon jetzt fest: Ein Verein wie der 1. FFC Frankfurt, der seit seiner Gründung 15 nationale und drei internationale Titel gewonnen hat, geht sicher nicht in eine Saison, um Fünfter zu werden. Natürlich werden wir auch 2014/15 alles daransetzen, der FFC-Erfolgsgeschichte weitere Kapitel hinzuzufügen – am liebsten auch wieder auf internationalem Parkett.

(Bilder: www.harderfoto.de / www.picture-alliance.com)


15.05.2014
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