„Im Training ist der Kopf gefragt!"

Sophie Schmidt freut sich nach der Heim-WM in Kanada auf eine neue sportliche Herausforderung in Europa

Für die kanadische Frauen-Nationalmannschaft stand in den letzten Jahren der FIFA Women’s World Cup im eigenen Land im Mittelpunkt – mit der Konsequenz, dass ein Europa-Engagement ihrer Spielerinnen vom Verband eher ungern gesehen wurde. Nun, nach dem mit der Viertelfinal-Teilnahme erfolgreich verlaufenen Turnier, nimmt eine der absoluten Top-Stars der Nordamerikanerinnen eine neue Herausforderung in der stärksten Liga der Welt an: Sophie Schmidt schnürt ihre Schuhe ab sofort und mindestens für eine Saison für den 1. FFC Frankfurt. Die 27-Jährige wartet allerdings auf ihre Spielberechtigung, so dass ihr Debüt im Commerzbank-Trikot noch aussteht. Zeit für ein ausführliches Interview hatte sie aber auch ohne eine Spielberechtigung…

Sophie, woher kommt den genau Dein „urdeutscher“ Nachname Schmidt?

Ich kann es nicht genau nachvollziehen. Meine Großeltern sind von Osteuropa nach Paraguay ausgewandert, ich habe da etwas von Tschechien und der Ukraine in Erinnerung. Jedenfalls haben sie Deutsch gesprochen, besser als Englisch.

War das der Grund, warum Du in Portland Germanistik studiert hast?

Das war ein Grund, ja. Und jetzt bin ich sehr froh, dass ich ein wenig Deutsch kann. Das hilft natürlich sehr bei der Integration in Deutschland und speziell in meiner neuen Mannschaft. Wobei hier alle so gut Englisch sprechen, dass es so oder so keine Verständigungsprobleme gibt.

Du hast auf Deiner Homepage www.sophieschmidt.ca über Deine fußballerischen Anfänge geschrieben. Auch bei Dir war der ältere Bruder das Vorbild, dem Du nachgeeifert hast. In höchsten Tönen lobst Du aber Deinen ersten Coach Colin Miller.

Ein sehr guter Trainer, dem ich viel zu verdanken habe. Ich war oft die Jüngste in meiner Mannschaft, aber das hat meiner Entwicklung gutgetan. Darüber hinaus hat Colin Miller eine unglaubliche, geradezu ansteckende Fußball-Leidenschaft ausgestrahlt.

So wie Dein aktueller Trainer, der auch Colin heißt?

In dieser Hinsicht kann man die beiden durchaus vergleichen, wobei es aber auch viele Unterschiede gibt. Beide sind auf ihre Art ganz hervorragende Trainer, soviel kann ich jetzt schon sagen.

Kannst Du nach der ersten Trainingswoche beim 1. FFC Frankfurt auch schon inhaltliche Unterschiede bezüglich der Trainingsinhalte beschreiben? Was kommt Dir bekannt vor und was ist neu für Dich?

Ich finde die Trainingseinheiten hier sehr interessant und abwechslungsreich. Wir trainieren viel mit dem Ball, an oberster Stelle steht die Passsicherheit. Und ich habe das Gefühl, dass hier viel mehr Wert auf Taktik gelegt wird. Da gibt’s Übungen, bei denen man richtig nachdenken und den Kopf anstrengen muss. Das gab’s in den USA in dieser Form nicht, da dreht sich im Training mehr um die athletischen Grundlagen.

Du hast mit der kanadischen Nationalmannschaft eine erfolgreiche Heim-WM gespielt, mit der Viertelfinal-Teilnahme wurden die Erwartungen erfüllt. Welche Bedeutung hatte das Turnier für den Frauenfußball in Kanada?

Das Turnier hat dem Frauenfußball in Kanada einen großen Schub gegeben, von dem wir noch über Jahre profitieren werden. Die Begeisterung in den Stadien war überwältigend, das waren Gänsehautmomente. Wichtig ist, dass junge Spielerinnen nun Vorbilder haben, denen sie nacheifern können und ich bin sehr zuversichtlich, dass sich viele Mädchen entschließen, mit dem Fußballspielen anzufangen.



Ihr seid im Viertelfinale ein wenig unglücklich am späteren Dritten und Deutschland-Besieger England gescheitert, doch der Blick geht bereits in Richtung Olympia 2016 in Rio.

Ja, aber bevor wir an Olympia denken können, müssen wir uns erst einmal qualifizieren. Anfang 2016 findet das Qualifikationsturnier unseres Verbands CONCACAF statt und die ersten beiden Teams sind dabei. Die USA als Weltmeister ist natürlich Favorit, aber wir wollen unbedingt zu Olympia. Und wer weiß? 2012 in London haben wir Bronze geholt – es wäre doch schön, wenn die Medaille in Rio eine andere Farbe hätte…

Mit 137 Länderspielen liegst Du in der Liste der kanadischen Rekordspielerinnen bereits auf Platz vier. Christine Sinclair, das Gesicht des kanadischen Frauenfußballs, ist noch fast 100 Einsätze voraus. Ist es ein Ziel, ihre Marke zu toppen?

Darüber habe ich mir bislang noch keine Gedanken gemacht. Solange ich Spaß habe und dem Team helfen kann, möchte ich noch für die Nationalmannschaft spielen. Wie viele Einsätze es dann letztlich werden, ist dabei eher zweitrangig.

Du hast in der US-Profiliga NWSL für Sky Blue FC gespielt und bist dabei auch auf Jessica Fishlock, die ja in Seattle unter Vertrag steht, getroffen. Beim 1. FFC Frankfurt sollst Du ihre Rolle ausfüllen.

Jess ist eine hervorragende Spielerin und ich denke schon, dass man uns ein Stückweit miteinander vergleichen kann – von der Haarfarbe angefangen. Aber natürlich hat jede Spielerin ihren eigenen Stil und ich werde alles daransetzen, meine Aufgabe bestmöglich, aber auf meine eigene Art auszufüllen.

Es ist nicht Dein erstes Engagement in Europa, Du hast 2012 sechs Spiele für den schwedischen Klub Kristianstads DFF absolviert. Wie kam es denn dazu?


Das ist eine interessante Geschichte. Wir hatten mit Kanada ein Testspiel in Schweden, das wir mit 1:3 verloren haben. Ich habe kurz vor Schluss das einzige Tor geschossen. Dann wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, zwei Monate für Kristianstads in der schwedischen Liga zu spielen. Eine spannende Sache – und es war rückblickend eine nette Erfahrung. Länger in Europa zu bleiben, war aber zu dieser Zeit nicht möglich. Als Nationalspielerin wurde es lieber gesehen, wenn man in Nordamerika spielt.

Du bist ohne Vertrag mit einem Klub in die WM gegangen. War das Turnier also für Dich auch eine Art „Vorspielen“, um sich für einen Verein zu empfehlen?

Ja, das war tatsächlich so. Natürlich stand der mannschaftliche Erfolg mit meinem Team im Vordergrund. Aber eine WM ist auch immer eine große Bühne, auf der man sich präsentieren kann. Und da ich schon immer in der stärksten Liga der Welt – das ist die Bundesliga für mich – spielen wollte, bin ich sehr froh, dass es mit dem 1. FFC Frankfurt geklappt hat.

Hast Du schon nach den wenigen Tagen in Deutschland Dinge festgestellt, die für Dich „typisch deutsch“ sind?

Mal überlegen… Also aufgefallen ist mir, dass man nicht nur zur Begrüßung hallo sagt, sondern auch, wenn man jemanden auf etwas aufmerksam machen will. Ach ja, Sprudelwasser und Sauna sind auch typisch deutsch.

Bleibt zum Schluss noch die Frage nach Deinen Hobbys.


Hobbys? Das ist schwer. Okay, ich lese gerne. Und ich drehe gerne Videos.

Das klingt doch spannend. Welche Videos denn zum Beispiel?


Videos über mich und die Mannschaft. So gab’s mal einen Playback-Wettbewerb, den ich aufgenommen und geschnitten habe. Die Spielerinnen konnten dann abstimmen, wer es am besten gemacht hat.

Dann können wir Dir ja eine freie Mitarbeit in der FFC-Medienabteilung anbieten… Auf alle Fälle vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Saison!

10.08.2015
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