Saskia Bartusiak neue Kapitänin

Die Abwehrspielerin des FFC folgt in der DFB-Auswahl ihrer ehemaligen Teamkollegin Nadine Angerer nach

Als Silvia Neid sie vor einigen Tagen auf dem Handy anrief, hatte Saskia Bartusiak mit vielem gerechnet. Mit einem Gespräch über das erste EM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn in Halle am Freitag (ab 16.00 Uhr live im ZDF) zum Beispiel. Womöglich auch noch einmal mit einem Rückblick auf die Weltmeisterschaft in Kanada in diesem Sommer. Aber nicht damit. Nicht mit dieser Frage: Ob sie neue Spielführerin der Frauen-Nationalmannschaft werden wolle? Natürlich wollte sie!

"Ich musste nicht lange überlegen", sagt Bartusiak heute, wenn sie an das Telefonat mit der Bundestrainerin zurückdenkt. "Es ist eine Ehre, diese Mannschaft auf das Feld zu führen. Es macht mich stolz, dass die Bundestrainerin mich dafür ausgewählt hat. Letztlich allerdings können wir unsere Ziele nur gemeinsam erreichen. Wir müssen weiterhin so geschlossen als Team auftreten. Dann werde ich es leicht haben als Kapitänin." Bartusiak wird damit Nachfolgerin von Nadine Angerer, die das Amt vor vier Jahren von Birgit Prinz übernommen hatte. Sie reiht sich also ein in die Liste der bekannten Spielerinnen, die Kapitäninnen der A-Nationalmannschaft waren. "Es sind große Fußstapfen, die Nadine Angerer hinterlässt", sagt Bartusiak. "Sie war ja nicht nur auf dem Platz eine tolle Persönlichkeit. Sie war auch sonst immer eine wichtige Ansprechpartnerin, die sich sehr für unsere Belange eingesetzt hat."

Bartusiak wird gar nicht erst versuchen, eine neue Nadine Angerer zu werden. "Ich werde es auf meine Art machen", sagt sie. Das ist nur sinnvoll. Schließlich ist sie eher der ruhige Typ, der die Sache lieber klärt, ohne dabei für großes Aufsehen zu sorgen. So erfüllt die Abwehrspielerin auch ihre Aufgabe beim 1. FFC Frankfurt – immer zuverlässig, oft unauffällig, stets souverän. Sie braucht nicht das Scheinwerferlicht. Passend dazu schreibt Nadine Angerer in ihrer Biografie "Im richtigen Moment – Meine Story" über ihre Nachfolgerin: "Lange Jahre war sie ja ein bisschen das Gänseblümchen in der Nationalelf, aber nach der WM 2011 hat sie sich zur unverzichtbaren Größe gemausert. Saskia war immer eine der am meisten unterschätzten Spielerinnen." Und weiter: "Anders als ich, die Ulknudel, ist Saskia ein sehr ruhiger und reflektierter Typ ... Manchmal treten wir gegenüber der Mannschaft bei Ansprachen oder Diskussionen auch als eingespieltes Duo auf, ich bin dann der 'bad cop', sie der 'good cop'."

Angerer hatte nie ein Problem damit, im Mittelpunkt zu stehen. Im Gegenteil: Gerade in schwierigen Situationen hat sie bewusst den Fokus auf sich selbst gerichtet, um ihre Kolleginnen aus der Schusslinie zu nehmen. Auch das ist natürlich die Aufgabe einer Spielführerin, auch dieser Herausforderung wird sich Bartusiak künftig gerne stellen. Bartusiak ist auch deshalb die perfekte Wahl, weil sie sich von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt. Sie gehören dazu, das weiß sie ganz genau. Sie sieht sie als Chance, etwas zu verändern, dadurch noch stärker zu werden. So war es auch bei ihrem Kreuzbandriss vor etwas über einem Jahr, der sie zehn Monate völlig außer Gefecht gesetzt hatte. Aber seitdem sie wieder da ist, führt an ihr, der Innenverteidigerin, kein Weg vorbei. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie weiß jetzt, wie schnell alles vorbei sein kann. "Ich habe mir sehr schnell, nachdem die Verletzung passiert ist, neue Ziele gesetzt und nach vorne geschaut", sagt Bartusiak. So, wie es ihre Art ist: "Ich habe die Situation so angenommen, wie sie war, und bin sehr positiv damit umgegangen. Ich glaube, dass man es auch nur so schaffen kann. Ich bin ein sehr positiv denkender Mensch."

Mit ihrer Erfahrung ist es nur verständlich, dass sie sich keine großen, vor allem keine langfristigen Ziele setzt. Auf das wichtigste Vorhaben hat sie allerdings nur bedingt Einfluss: "Ich möchte gesund und fit bleiben. Und zwar eine ganze Saison lang. Ich bin jetzt zuletzt ziemlich lange ausgefallen. Mir ist es wichtig, dass ich dem Verein und der Nationalmannschaft nun mal wieder über einen längeren Zeitraum konstant zur Verfügung stehen kann." Das hoffen natürlich auch die Verantwortlichen des 1. FFC Frankfurt. Bartusiak hat in den vergangenen Jahren alle Höhen und Tiefen des Klubs hautnah miterlebt. Als gebürtige Frankfurterin ist sie ihrer Heimatstadt bisher stets treu geblieben. Von 1996 bis 2005 hat sie für den FSV Frankfurt gespielt, seitdem steht sie beim FFC unter Vertrag. Einmal Frankfurt, immer Frankfurt. Bisher trifft das auf sie perfekt zu: "Ich bin ein Familienmensch. Gerade als Fußballerin ist man ja oft auf Reisen. Deshalb ist es mir wichtig, dass ich schnell zu Hause sein kann, wenn ich es möchte." Aber wird das auch so bleiben? Und strebt sie doch noch einmal eine Veränderung an?

"Ich habe hier noch bis 2016 einen Vertrag", sagt die 33-Jährige. "Aber ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich weiß noch nicht, was danach kommen wird. Vielleicht bleibe ich ein weiteres Jahr, vielleicht suche ich auch eine neue Herausforderung, vielleicht mache ich ganz Schluss. Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Das hat noch etwas Zeit. Meine ganze Konzentration gilt den anstehenden Aufgaben. Wir haben viel vor." Bartusiak spricht aus Erfahrung. Schließlich hat sie die Zeiten ja noch erlebt, als die Meisterschaft regelmäßig nur zwischen Frankfurt und Potsdam entschieden wurde und nur in Ausnahmefällen noch Duisburg eingreifen konnte. Zuletzt ist zweimal Wolfsburg und einmal München Meister geworden. Letztmals gelang das dem 1. FFC Frankfurt 2008. Ein Selbstläufer ist diese Angelegenheit also keinesfalls mehr. "Der Frauenfußball hat in den vergangenen Jahren unheimlich an Attraktivität gewonnen", sagt auch Bartusiak. "Es ist sehr viel passiert, und zwar in jeder Hinsicht. Natürlich gibt es immer noch Verbesserungspotenzial. Aber wir sind gemeinsam auf einem sehr guten Weg."

Es ist auch nicht mehr so, dass der Kader der Frauen-Nationalmannschaft vorwiegend aus Spielerinnen aus Potsdam und Frankfurt besteht. Inzwischen hat sich ein buntes Sammelsurium entwickelt, das von ganz verschiedenen Einflüssen lebt. Einige stehen sogar im Ausland unter Vertrag. Saskia Bartusiak allerdings ist die Konstante, an der sich alle orientieren können. Die neue Spielführerin. Und dabei ist eine Sache für sie ganz entscheidend: "Es spielt nicht die größte Rolle, wer die Kapitänsbinde am Arm trägt", sagt sie. "Es ist nur wichtig, dass das Innenleben im Team funktioniert und die Mannschaft harmoniert - auf und neben dem Platz. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen. Ich möchte Verantwortung übernehmen. Aber das habe ich in den vergangenen Jahren auch schon getan. In das Amt als Spielführerin der Nationalmannschaft werde ich hineinwachsen und dabei lernen."

(Quelle: www.dfb.de)
(Bilder: www.picture-alliance.com)

17.09.2015
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