Nach Gewitter den Faden verloren

Der 1. FFC Frankfurt unterliegt nach der längsten Halbzeitpause der Saison mit 1:3 bei der SGS Essen

Das letzte Auswärtsspiel der Saison hatte Überlänge – und verlief aus Sicht des 1. FFC Frankfurt nicht nach Wunsch: Im Vergleich der Tabellennachbarn unterlag der Sechstplatzierte der Allianz Frauen-Bundesliga beim Fünften SGS Essen mit 1:3. Nach einer langen Gewitter-Unterbrechung, die eine fast zweistündige Halbzeitpause erforderlich machte, konnte der FFC nicht mehr an die ordentliche Leistung des ersten Abschnitts anknüpfen. Linda Dallmann, die bereits den 1:0-Erfolg im Hinspiel besiegelte, erzielte alle drei Treffer für ihr Team.

Im Winter fällt Schnee, im Sommer gibt’s Gewitter – und meistens stehen sich bei diesen Wetterlagen der 1. FFC Frankfurt und die SGS Essen gegenüber. Nach der Schnee-Absage im Dezember stand nun auch das Rückspiel kurz vor dem Abbruch, wenn sich das Gewitter über der Ruhrgebietsmetropole nicht noch rechtzeitig verzogen hätte. Und so geht auch diese Partie, die ausnahmsweise im Sportpark am Hallo stattfand, in die Geschichte dieser Paarung ein. Doch dazu später mehr. Als die Sonne bei schwülen Temperaturen noch schien, kamen die Gastgeberinnen besser in die Partie: Nach vier Minuten setzte sich Linda Dallmann auf der rechten Seite gegen Marith Prießen durch und legte für Manjou Wilde zurück. Glück aus FFC-Sicht, dass die ehemalige Bremerin bei ihrem Schussversuch noch in letzter Sekunde gestört wurde. Danach mischte auch der FFC mit: Kumi Yokoyama kam im Strafraum aus halbrechter Position zum Abschluss, zielte jedoch am langen Pfosten vorbei (7.). Dann zappelte der Ball im Netz der SGS: Lily Agg zeigte sich nach einem langen Ball entschlossener als ihre Gegenspielerin und bediente die mitgelaufene Ex-Essenerin Margarita Gidion, die aus zentraler Position einschob – 1:0 (14.). Lange währte die Gästeführung allerdings nicht. Nach einem Ballverlust von Kathrin Hendrich in der Vorwärtsbewegung machte sich Nationalspielerin Linda Dallmann auf die Reise und ließ FFC-Torfrau Bryane Heaberlin in einer Eins-gegen-eins-Situation keine Chance – 1:1 (20.). Schade, dass die Gäste ihre gute Ausgangsposition so schnell wieder aus der Hand gaben! Trotz der zu diesem Zeitpunkt noch schweißtreibenden Temperaturen blieb das Tempo hoch, die Zuschauer sahen eine durchaus interessante und auch ausgeglichene Partie. In der 33. Minute stieg Nina Brüggemann nach einer von SGS-Kapitänin Irini Ioannidou ausgeführten Ecke am höchsten – Bryane Heaberlin war gewohnt sicher zur Stelle. Das war die US-Amerikanerin auch in der 40. Minute, als sie bei einer Bogenlampe von Linda Dallmann schnell wieder zurückgelaufen war. Dann kam die Halbzeitpause – und mit ihr der große Regen: Über Essen ging ein ordentlicher und teils mit Hagelkörnern durchsetzter Schauer nieder. Als der Regen nachließ, kamen Blitz und Donner. Klar, dass Schiedsrichterin Hanna Schlemmer die Pause verlängerte, um die Sicherheit der Spielerinnen zu gewährleisten. Statt 15 Minuten dauerte die „längste Halbzeitpause der Saison“ letztlich stolze 110 Minuten. Aber allemal besser als eine Neuansetzung unter Woche – da waren sich alle Beteiligten einig.



Als es endlich weiter ging, drückten die Gastgeberinnen aufs Tempo, während den Frankfurterinnen die lange Unterbrechung noch nachzuhängen schien. In der 51. Minute verpasste Sarah Freutel eine Hereingabe von Irini Ioannidou knapp. Vier Minuten später war es Linda Dallmann, die nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Jana Feldkamp aus spitzem Winkel abschloss und den Ball genau im langen Eck unterbrachte – 2:1 für die SGS. Gefährlich wurde es auch in der 59. Minute, als Nina Brüggemann nach einer Dallmann-Ecke nur knapp verpasste. Die Essenerinnen waren nun in allen Belangen überlegen, von der Aggressivität in den Zweikämpfen über die Ballbesitzanteile bis hin zur größeren Zielstrebigkeit in der Offensive. In der 66. Minute entschärfte Bryane Heaberlin einen platzierten Flachschuss von Lea Schüller und hielt ihr Team somit im Spiel. Der dritte Essener Treffer war wahrscheinlicher als der Ausgleich – Zeit für FFC-Cheftrainer Niko Arnautis, ein Zeichen zu setzen. Mit Lisa Ebert und Shekiera Martinez brachte der Coach frisches Personal, Entscheidendes änderte sich dadurch allerdings nicht. Im Gegenteil: Turid Knaak traf in der 72. Minute den Pfosten. Der Angriffsmotor der SGS Essen, angetrieben durch die starke und an fast allen Aktionen beteiligte Linda Dallmann, drehte weiter auf Hochtouren. Das Positive aus FFC-Sicht war das nach wie vor nur knappe Ergebnis, das die Hoffnungen auf einen Lucky Punch am Leben hielt. In der 77. Minute kam Lily Agg nochmal zu einem – wenn auch harmlosen – Abschluss. Vielleicht der Auftakt zu einer FFC-Schlussoffensive? Nein! Die Essenerinnen schnürten den FFC weiter ein und in der 84. Minute parierte Bryane Heaberlin einmal mehr gegen die freistehende Linda Dallmann. Nicht nur in dieser Szene ging der Tabellenfünfte sehr „sträflich“ mit seinen zahlreichen Möglichkeiten um. Zahlreiche Ecken sorgten zwar immer wieder für Gefahr vor dem FFC-Tor und nicht selten mussten die Gäste den Faktor Glück bemühen. Fast mit dem Schlusspfiff krönte Linda Dallmann dann ihre überragende Leistung mit einem weiteren „Tor des Monats“: Nach Vorlage der eingewechselten Nicole Anyomi hob sie das Leder über die chancenlose Bryane Heaberlin hinweg ins Tor – 3:1. In der Tabelle bleibt der 1. FFC Frankfurt weiterhin Sechster, allerdings ist der SC Sand bis auf einen Zähler herangerückt.

Am kommenden Sonntag, dem 3. Juni 2018, 14.00 Uhr, steigt dann das große Saisonfinale in der Allianz Frauen-Bundesliga: Der 1. FFC Frankfurt verabschiedet sich mit einem Heimspiel gegen den FC Bayern München, der nach dem 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg die Champions-League-Qualifikation in der Tasche haben dürfte, in die lange Sommerpause.



FFC-Cheftrainer Niko Arnautis: „Mit der ersten Halbzeit bin ich zufrieden, mit der zweiten definitiv nicht – so kann man das Spiel kurz zusammenfassen. Die SGS Essen kam besser rein, aber nach einigen Minuten waren wir dann auch im Spiel. Ich denke, dass der 1:1-Halbzeitstand die Kräfteverhältnisse in der ersten Hälfte gut widerspiegelt. Unser Ziel war es natürlich, den Faden nach der langen Unterbrechung wieder aufzunehmen, aber das ist uns überhaupt nicht gelungen. Hier hat man dann auch gemerkt, dass wir einige Ausfälle kompensieren mussten und viele sehr junge Spielerinnen auf dem Platz standen. Wir hatten zu große Abstände, waren zu hektisch – das alles sind Fehler, an denen wir noch arbeiten müssen. Es benötigt eben noch etwas Zeit, den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen!“

Daniel Kraus, Trainer SGS Essen:
„Nach gutem Start haben wir etwas den Faden verloren, sind oftmals nur hinterhergelaufen und haben mit unseren Fehlern auch die Frankfurter Führung begünstigt. Toll war dann, wie wir uns in der zweiten Hälfte präsentiert haben – nach so einer langen Unterbrechung muss man erst mal so aus der Kabine kommen! Letztlich hätten wir aus unseren zahlreichen Chancen sogar noch mehr machen müssen. Respekt aber auch vor dem Frankfurter Weg, ein neues Team mit jungen Spielerinnen aufzubauen!“

FFC-Manager Siegfried Dietrich: „Leider haben wir es nach einer ausgeglichenen und für die Zuschauer interessanten ersten Halbzeit nach der Mega-Unterbrechung von über 90 Minuten nicht mehr geschafft, richtig ins Spiel zu kommen. Die SGS Essen hat dagegen mit einer starken Leistung ihre Qualität abgerufen, mit zwei Weltklasse-Toren von Linda Dallmann die Partie entschieden und gezeigt, warum sie in diesem Jahr in der Tabelle vor uns steht! Im letzten Saison-Heimspiel gegen die quasi schon für die Champions League qualifizierten Bayerinnen gilt es nun, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um uns mit einer guten Leistung in die Sommerpause zu verabschieden!“

SGS Essen: Weiß – Klasen, Brüggemann, Doorsoun, Ioannidou – Knaak, Wilde, Hegering (15. Freutel), Feldkamp (78. Hochstein) – Schüller (80. Anyomi), Dallmann.

1. FFC Frankfurt: Heaberlin – Hechler (67. Ebert) , Kleinherne, Prießen, Sandvej – Hendrich, Groenen – Matuschewski, Yokoyama (67. Martinez), Gidion (80. Munk) – Agg.

Tore:
0:1 Gidion (14.), 1:1, 2:1, 3:1 Dallmann (20., 55., 90.)

Schiedsrichterin:
Hanna Schlemmer (Nußbach)

Zuschauer:
1.268

Gelbe Karten: Feldkamp – Hechler, Groenen

(Bilder: Carlotta Erler / www.picture-alliance.com)

27.05.2018
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