Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

Lira Bajramaj im Porträt auf www.dfb.de

Irgendwann hat Fatmire „Lira“ Bajramaj eine Liste angefertigt, um sich mal Übersicht über all die Kartenwünsche für das WM-Qualifikationsspiel der Frauen-Nationalmannschaft am 30. Oktober (ab 18.00 Uhr, live in der ARD) gegen Kroatien in Frankfurt zu verschaffen. „Familie, Freunde – alle wollen dabei sein. Es sind bestimmt 20 Tickets, die ich alleine besorgen soll“, sagt sie.

Das Spiel zwischen Deutschland und Kroatien erfreut sich eben im direkten Umfeld der aus dem Kosovo stammenden Mittelfeldspielerin vom 1. FFC Frankfurt besonderer Beliebtheit, „obwohl ich zu dem Land Kroatien keine besondere Verbindung habe und auch die Sprache nicht spreche“, wie die Europameisterin erzählt.

„Als Kind bin ich einige Male an Split oder Zagreb vorbeigefahren.“ Mag sein, und doch hat es eben immer eine besondere biografische Bedeutung, wenn Bajramaj mit der deutschen Mannschaft gegen eine Nation aus dem einstigen Vielvölkerstaat Jugoslawien antrittt. Für ihren älteren Bruder Fatos und den jüngeren Flakron ist das Länderspiel im Stadion am Bornheimer Hang jedenfalls ein Pflichttermin. Beide haben mit Fatmire – was Glück und Schönheit bedeutet – früher heimlich auf dem Bolzplatz gekickt. Und da ist auch noch ihr beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern spielender Verlobter Enis Alushi, „er spricht kosovarisch und kroatisch“, erzählt sie.

Klar sei trotzdem, zu wem ihre Abordnung halten wird: zu der allürenfreien Sympathieträgerin, die einst im Kindesalter ihre Heimatstadt Pec, in der ethnische Konflikte das Bleiben unmöglich machten, verlassen musste. Die bewegende Familiengeschichte ist in ihrer Autobiografie („Mein Tor ins Leben“) festgehalten und mindestens ebenso oft wie die Episoden erzählt worden, die mit „Lira“ immer das Glamourgirl des deutschen Frauenfußballs gleichsetzen. Und gleich noch die Tussi obendrauf.

Wer sich näher mit der deutschen Nummer 19 beschäftigte, kommt schnell zu dem Schluss: Diese Reduzierung wird ihrer internen Rolle gar nicht gerecht. „Auf Schminke und Nagellack reduziert zu werden – das will ich nicht mehr“, sagte sie in einem Interview während der EM. Um sie zu beurteilen, solle sie man bitteschön besser kennenlernen.

Oft genügte in Schweden bereits die Beobachtung: Obwohl sie sich in den Spielorten Växjö, Kalmar, Göteborg oder Solna oft nicht mal warm zu laufen brauchte, brachte sich die gerade erst von einem Kreuzbandriss genesene 25-Jährige voll ein: Sie munterte Lena Lotzen auf, sie feuerte Melanie Leupolz an, ihre direkten Konkurrentinnen. Sie hat nicht ein Mal aufgemuckt, obwohl sie insgesamt beim Turnier nur 26 Minuten mitgespielt hat.

„Ich habe den anderen Mut zugesprochen, weil ich toll fand, wie sie das gemacht haben. Ich war überhaupt nicht neidisch, sondern ich habe mich mitgefreut, weil ich froh war, überhaupt in den Kader zu kommen“, erzählt sie rückblickend. Mit ihrem Auftreten sammelte sie viel Anerkennung. Hat sie sich Gelassenheit zugelegt? Fatmire Bajramaj überlegt kurz. „Mit Druck geht gar nichts. Das habe ich in der langen Reha gelernt, auch wenn ich ein total ungeduldiger und sehr ehrgeiziger Typ bin.“ Manchmal helfen zwei schnelle Schritte zurück, um weiter vorwärts zu kommen.

Irgendwo auf diesem Weg bewegt sich die filigrane Technikerin, die so schöne Haken schlagen kann, gerade wieder. „Mein erstes Ziel war, wieder einen Stammplatz beim 1. FFC Frankfurt zu bekommen.“ Vereinstrainer Colin Bell teilt ihr keinen Part auf den Flügeln zu, weil die von Kerstin Garefrekes (rechts) und Simone Laudehr (links) besetzt sind, aber Fatmire Bajramaj darf sich hinter Stürmerin Celia Sasic mit vielen Freiheiten bewegen. Dass dabei noch nicht alles gelingen kann, ist nach einer langen Zwangspause fast logisch.

Irgendwo auf diesem Weg bewegt sich die filigrane Technikerin, die so schöne Haken schlagen kann, gerade wieder. „Mein erstes Ziel war, wieder einen Stammplatz beim 1. FFC Frankfurt zu bekommen.“ Vereinstrainer Colin Bell teilt ihr keinen Part auf den Flügeln zu, weil die von Kerstin Garefrekes (rechts) und Simone Laudehr (links) besetzt sind, aber Fatmire Bajramaj darf sich hinter Stürmerin Celia Šašic´ mit vielen Freiheiten bewegen. Dass dabei noch nicht alles gelingen kann, ist nach einer langen Zwangspause fast logisch.

Aber sie ist auf einem guten Weg und hat keine Angst mehr. Das wurde beispielsweise im Bundesliga-Heimspiel des 1. FFC Frankfurt gegen Bayer Leverkusen (2:2) deutlich, als sich die Nationalspielerin wagemutig bei einem Freistoß in den Schuss warf – und die gesamte Haupttribüne im Stadion am Brentanobad dafür Applaus spendete. So was macht niemand, der noch Furcht hat. Beim darauffolgenden Spiel gegen Bayern München schnappte sie sich selbstbewusst den Ball zum Elfmeter – und verwandelte sicher. Und auch am Sonntag gelang ein Tor: Beim FF USV Jena gelang der Anschlusstreffer zum 1:2, am Ende siegte ihr Team nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2.

Schon im ersten Länderspiel nach der EM war die Scheu abgelegt: Nach ihrer Einwechslung im ersten WM-Qualifikationsspiel gegen Russland (9:0) wirbelte die Welt- und Europameisterin wie zu besten Zeiten. Und schoss in ihrem 64. Länderspiel ihr 14. Tor. Bundestrainerin Silvia Neid bedachte sie in Cottbus mit einem Sonderlob.: „Sie hat gezeigt, dass sie wieder die Alte sein kann.“

Noch immer macht „Deutschlands Fußballerin des Jahres 2011“ spezielle Kraftübungen, um ihre Beinmuskulatur zu stärken. „Ab und zu zwickt es noch nach einem Spiel im Knie, aber das ist völlig normal. Ich bin einfach froh, dass ich es geschafft habe, zurückzukehren. Und ich denke da auch gar nicht mehr groß drüber nach.“

So komisch das klingt, aber hilfreich war während des langen Aufbautrainings, dass Lebensgefährte Enis Alushi fast zeitgleich dieselbe Verletzung erlitt. Während der Reha postete das Paar über Facebook sogar ein gemeinsames Foto auf Krücken. Seinen Rückhalt möchte sie nicht missen: „Er hat mich immer wieder aufgebaut.“

Immer noch ist sie gerne in Mönchengladbach, wo der Großteil der Familie lebt. In Frankfurt kennt sie sich aber mittlerweile auch gut aus, „man muss nur die schönen Ecken kennen.“ Die Berger Straße in Bornheim zum Kaffeetrinken oder das Skyline Plaza im Europaviertel zum Shoppen könne sie jederzeit empfehlen. Und natürlich am 30. Oktober einen Besuch am Bornheimer Hang. Wo ein für die Familie Bajramaj besonderes Länderspiel stattfindet.


(Quelle: www.dfb.de)
(Bild: www.harderfoto.de / www.picture-alliance.com) 

22.10.2013
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