In letzter Sekunde verloren

Der 1. FFC Frankfurt muss sich Turbine Potsdam nach einer strittigen Entscheidung 3:4 geschlagen geben

Mit einer unglücklichen 3:4 (2:1)-Niederlage begann die Rückrunde für den 1. FFC Frankfurt auswärts beim Klassiker des deutschen Frauenfußballs: Am zwölften Spieltag der Saison 2019/20 in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga reiste der deutsche Rekordmeister zum 1. FFC Turbine Potsdam ins Karl-Liebknecht-Stadion mit dem Ziel, auch nach dem Auftakt der zweiten Saisonhälfte vor den Brandenburgerinnen in der Tabelle zu stehen. Das verhinderte ein indirekter Freistoß in der Nachspielzeit, der den Gastgeberinnen den 4:3-Siegtreffer brachte. Für Siegtorschützin Lara Prasnikar war es der zweiteTreffer im Duell, die dreifache Torschützin auf FFC-Seite war Laura Freigang.

Beide Teams waren vom Anpfiff an wach, liefen ihre jeweiligen Gegenspielerinnen sofort an, um den Ball zu erobern und keine gegnerischen Offensivaktionen zuzulassen. Die erste Chance des Spiels hatten die Turbinen nach einem Fehler in der FFC-Defensive, doch der Heber von der langjährigen Bianca Schmidt noch vor dem Strafraum stellte für Ex-Potsdamerin Bryane Heaberlin im Tor keinerlei Problem dar (5.), ein Produkt des Zufalls. Die nächsten Angriffe beider Mannschaften verpufften durch Flanken, die zu ungenau kamen und keine jeweilige Abnehmerin fand. Aber es deutete sich an, dass der FFC mit schnellen Angriffen über die Außenbahnen trotzdem zu Erfolg kommen könnte: Géraldine Reuteler drang in den Strafraum an, die Mischung aus Torschuss und Vorlage auf Kollegin Laura Freigang ging knapp vorbei (9.), genauso wie der Kopfball der Schweizer Stürmerin nach Ecke (10.).

Ähnlich wie im Hinspiel Mitte August, als die Frankfurterinnen in einem intensiven Duell im Stadion am Brentanobad den Rivalen am Ende mit 3:2 besiegten, zeigte auch diesmal das Team von Cheftrainer Niko Arnautis die etwas kreativere und reifere Spielanlage mit Kombinationsfußball über mehrere Stationen – wobei man den Gastgeberinnen das Bemühen nicht absprechen konnte. Potsdams Versuche, in den Strafraum zu gelangen, scheiterten jedoch meist an der Defensive der Gäste. Mit einer Ausnahme: Nina Ehegötzs Flanke aus dem Halbfeld fand Bianca Schmidt, die ungedeckt per Volleyschuss den Ball unhaltbar zur Führung in die Maschen drosch (20.). Direkt im Anschluss hatte Ehegötz freistehend die Chance, verfehlte aber den gegnerischen Kasten klar. Aber der FFC hatte schnell eine Antwort parat, als Reuteler mit ihrem Pass die komplette Turbine-Abwehr aushebelte und Laura Freigang keinerlei Probleme hatte, den Ball zur Führung einzuschieben (22.). Der Versuch der Vorlagengeberin konnte die Potsdamer Torfrau Vanessa Fischer abblocken (23.). Der Mix aus Offensivpressing der Hessinnen und ruhigem, klugen Spielaufbau war von Erfolg gekrönt: Eine Flanke von Barbara Dunst auf der linken Außenbahn und der Kopfball der perfekt undgedeckt einlaufenden Freigang ließen die mitgereisten FFC-Fans über die verdiente 2:1-Führung jubeln (27.).

Immer häufiger befreite sich der Gast aus der Bankenmetropole spielerisch, ohne dabei die eigene Defensive zu vernachlässigen, wenngleich nicht alles bei der live im TV bei ARD ONE und als Stream bei sportschau.de und Magenta Sport übertragenen Begegnung gelang. Ehegötz‘ abgefälschten Schussversuch konnte die US-Keeperin im FFC-Kasten im Nachfassen sicher aufnehmen (35.). Auf der Gegenseite hätte Turbines Verteidigerin Caroline Siems fast den Ball ins eigene Tor geköpft, doch ihre Torfrau rettete mit einer Glanztat zur Ecke (42.), Tanja Pawolleks Nachschuss aus der zweiten Ecke nach der anschließenden Ecke war zu ungefährlich (43.). Potsdams wütende Angriffe kurz vor dem Pausenpfiff kamen etwas zu ungenau (45.), um an der 2:1-Pausenführung des siebenfachen Deutschen Meisters vom Main noch etwas zu ändern.

Das änderte sich nach dem Seitenwechsel schnell – Potsdam brauchte nicht lange nach Wiederanpfiff, um zum Ausgleich zu kommen: Eine schnell ausgeführte Ecke und erneut nutzte Schmidt die Schläfrigkeit der Frankfurterinnen aus, als sie Siems‘ Vorlage per Kopf zum 2:2 verwertete (47.). Die Brandenburgerinnen kamen wacher aus der Kabine, störten ihre Gegenspielerinnen nun früher und drängten ihren Gegner in deren Hälfte zurück. In den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit gelang es dem FFC kaum, sich zu befreien und eigene geordnete Angriffsszenen zu initiieren. Aber die Gäste konnten sich wieder befreien – es entwickelten sich ein tolles, spannendes Spiel und ein offener Schlagabtausch. Und wer sonst als Freigang sollte an diesem Samstagmittag mit ihrem dritten Treffer die erneute FFC-Führung bringen? Eine gefühlvolle Flanke auf Laura Feiersinger in den Strafraum legte diese in die Mitte ab, wo Mitspielerin Freigang komplett ungedeckt die Kugel überlegt erfolgreich abschloss (58.). Siems' Weitschuss (60.) ging klar über den Frankfurter Querbalken. Es war nun eine Begegnung mit offenem Visier, beide Mannschaften suchten ihr Glück in der Offensive und boten den Zuschauern auf den Rängen und vor den Bildschirmen eine attraktive und umkämpfte Partie.

Glück hatten die Frankfurterinnen nach 65 Minuten, als sich Turbine bis in den Strafraum kombinierte, Ehegötz eine Gegenspielerin austanzte und nur ganz knapp verzog (65.), Dunsts Versuch aus zentraler Position ging etwas deutlicher daneben (66.). Die eingewechselte Sophie Weidauer scheiterte an Heaberlin (72.) und verpasste es vorerst, dem Spiel eine erneute Wendung zu geben. Potsdam war die etwas aktivere Mannschaft, viele der nun eher lang geschlagenen Bälle landeten allerdings im Toraus. Sophia Kleinhernes beherzte Grätsche verhinderte den nächsten Schmidt-Treffer, doch den anschließenden Eckball bekamen die Frankfurterinnen nicht geklärt, der Ball kam zu Lara Prasnikar, die den Ball zum 3:3 einschob (80.). Nun wurde es hektischer, beide Mannschaften wollten sich mit diesem einen Zähler nicht zufriedengeben und agierten offensiv, um den Lucky Punch zu setzen – fast wäre dieser der dreifachen FFC-Torschützin Freigang auch gelungen, doch Fischer hielt bravourös, der Nachschuss der FFC-Stürmerin brachte nichts mehr ein (83.), auch Dunsts Versuch ging zu zentral aufs Turbine-Tor (88.). Auf der Gegenseite verhinderte Heaberlin mit einer tollen Parade an die Latte nach Kopfball Prasnikar den vierten Gegentreffer (88.), Kleinherne einen weiteren Schmidt-Treffer in der Nachspielzeit (90.+1). Aber das Spiel bot noch eine ganz besondere Situation – Verena Aschauer klärte einen Ball im Strafraum, dieser rutschte ihr allerdings über den Spann und Heaberlin nahm diese Kugel anschließend mit der Hand auf – indirekter Freistoß aus kürzester Distanz, eine strittige Situation. Lara Prasnikar ließ es sich nicht nehmen, dieses Geschenk in der Nachspielzeit im FFC-Tor zum mehrfach abgefälschtem 4:3 in unterzubringen und dem Schlagabtausch eine letzte Wendung zu Gunsten der Brandenburgerinnen in diesem Klassiker zu geben. Durch die Niederlage in den Schlusssekunden überholte das punktgleiche (18 Zähler) Potsdam den FFC, der nun auf Rang sechs steht.

Beim Jahresabschluss vor der Winterpause empfängt der 1. FFC Frankfurt am kommenden Freitag, dem 13. Dezember, um 19.15 Uhr den FC Bayern München am Stadion am Brentanobad. Die Partie wird live bei Eurosport und Magenta Sport übertragen.

Matthias Rudolph, Cheftrainer 1. FFC Turbine Potsdam: „Das Duell heute spiegelt den jahrzehntelangen Kampf wieder – knapp ging es stets hin und her. Wir haben ein fantastisches Spiel gesehen, sind gut in die Partie gekommen und hatten durch Bianca die Riesenchance. Der FFC geht dann in Führung und Nina Ehegötz hatte die Chance zum 2:1, auch wenn Frankfurt ein leichtes Übergewicht in der ersten Halbzeit hatte. Wir waren nicht zufrieden mit der Zweikampfführung, aber ich bin sehr stolz, wie mein Team reagiert hat, weiterspielt und sich in der letzten Minute belohnt. Der indirekte Freistoß war eine strittige Situation – davon hatten wir in den vergangenen Spielen auch einige zu verkraften.“

FFC-Cheftrainer Niko Arnautis: „Glückwunsch an Potsdam zum Sieg. Bei solch einem Spiel ist es schwierig, ein Statement in wenigen Worten zu sagen. Die Leute sind bei diesem sehr spannenden Duell auf ihre Kosten gekommen – wir waren nicht das schlechtere Team und haben zur Pause verdient geführt, weil wir insgesamt besser im Spiel waren. Turbine hatte zwei Chancen vor der Pause – Biancas Heber und ihr Ausgleichstreffer, der aus dem nichts fiel. Da haben wir nicht gut genug verteidigt, das war zu einfach. Nach dem Seitenwechsel war es ein offener Schlagabtausch, waren nach dem 3:2 gefestigt und gefährlicher. Dann hat Bre bei uns die eine oder andere Situation gut gehalten, bevor wir das 3:3 bekommen. Im Anschluss haben wir einige Möglichkeiten zum 4:3 und dann kommt diese eine Szene, die in meinen Augen kein kontrollierter Rückpass war. So sind wir sehr, sehr traurig über die Art und Weise der Niederlage, aber sind zufrieden mit unserem Spiel – eine tolle Leistung meines Teams.“

1. FFC Turbine Potsdam: Fischer – Gerhardt, Agrez, Mesjasz, Siems – Graf (75. Chmielinski), Zadrazil – Ehegötz (66. Weidauer), Höbinger, Schmidt – Prasnikar

1. FFC Frankfurt: Heaberlin – Aschauer, Kleinherne, Störzel, Santos (85. Martinez) – Pawollek, Nüsken (68. Mauron) – Dunst, Freigang, Feiersinger (77. Hechler) – Reuteler

Tore: 1:0 Schmidt (20.), 1:1 Freigang (22.), 1:2 Freigang (27.), 2:2 Schmidt (47.), 2:3 Freigang (58.), 3:3 Prasnikar (80.), 3:4 Prasnikar (90.+3)

Schiedsrichterin: Kathrin Heimann (Gladbeck)

Zuschauer: 1011

Gelbe Karten: - / Heaberlin

(Fotos: Picture Alliance)

 

07.12.2019
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