Die Frau für internationale Fälle

Shymkent, Sassari, Duisburg, Side – das waren ihre bisherigen „Einsatzorte“, seit Anne Lacroix zu Beginn der Saison zum 1. FFC Frankfurt gestoßen ist und das Physio-Team um Uwe Schröder und Michael Menn verstärkt hat. Klingt, von der Stadt im Ruhrgebiet einmal abgesehen, nach großer weiter Welt. Doch die 34-Jährige will nicht den Eindruck entstehen lassen, sie picke sich die Rosinen – sprich die FFC-Highlights – aus: „Das hat sich einfach so ergeben.“ Dass die ehemalige Leichtathletin erst seit kurzem im FFC-Boot sitzt, merkt man ihr nicht an, die Eingewöhnungsphase hat sie gleich übersprungen: „Schon bei meinem ersten Einsatz in Kasachstan war ich ganz schnell mit den Spielerinnen sowie dem Trainer- und Betreuerteam vertraut“, erinnert sich Anne Lacroix an ihren Start beim zweifachen Triple-Gewinner, der gleich die weiteste Auswärtsreise der Vereinsgeschichte bereithielt. Mit ihrer Freundlichkeit und Offenheit, gepaart mit fachlicher Kompetenz, hat sie bei den FFC-Spielerinnen von Beginn an offene Türen eingerannt.

Schuld an ihrem Engagement beim 1. FFC Frankfurt – natürlich im positiven Sinne – ist Physio-Kollege Michael Menn, der Anne Lacroix ins Gespräch brachte, als ein dritter Mann (bzw. eine dritte Frau) gesucht wurde. Beide drückten gemeinsam die Schulbank, absolvierten die Ausbildung zum Physiotherapeuten in Leipzig. Dass Anne Lacroix diesen beruflichen Weg einschlagen würde, war früh klar: „Mit zehn Jahren wurde ich zum ersten Mal selbst von einem Physio behandelt und seitdem war ich von diesem Beruf fasziniert.“ Und das Ziel wurde konsequent verfolgt: Nach dem Abitur 1999 folgte noch ein Au-pair-Jahr in Florida, ehe mit der Physio-Ausbildung in Sachsen der Grundstein gelegt wurde. Danach arbeitete sie zwei Jahre in einer Gießener Praxis, ehe der (frühe) Schritt in die Selbstständigkeit gewagt wurde – zunächst als Physiotherapeutin in einem Ärztehaus. „Die Ausbildung ist relativ teuer und in einem Anstellungsverhältnis sind die Verdienst- und Weiterbildungsmöglichkeiten doch sehr begrenzt“, begründet Anne Lacroix die weitreichende Entscheidung, die sie bislang „zu keiner Sekunde“ bereut hat.

Ebenso wohlüberlegt waren auch die nächsten Entwicklungsstufen: Zwei Jahre im Ärztehaus waren genug, dann gründete sie ihre eigene Praxis im Frankfurter Oeder Weg. Und gerade steht die nächste Vergrößerung ins Haus: Nach dem Erhalt der Kassen- sowie der BG-Zulassung eröffnet in Kürze SOMAVI MED, nur wenige hundert Meter vom bisherigen Standort entfernt. Als alleinige Inhaberin ist Anne Lacroix künftig für rund zehn Mitarbeiter verantwortlich. Den bevorstehenden Umzug geht die 34-Jährige mit dem gleichen Enthusiasmus an, mit dem sie ihren gesamten Lebenstraum verfolgt und in die Tat umsetzt. Wenn sie sagt „Physiotherapeuten sind Idealisten“, dann scheint es so, als sei sie das beste Beispiel für diese These. Die Arbeit mit Menschen sei jeden Tag aufs Neue reizvoll, so Anne Lacroix. Und dabei unterscheidet sie nicht nach Alter oder Geschlecht: „Ich bin für jeden da, von Null bis Hundert, vom Säugling bis zum Rentner.“ Auch an einige Prominente durfte sie schon einmal Hand anlegen, wozu auch der Sänger Seal gehörte. Wie, wo, wann und warum sie dem Ex-Mann von Heidi Klum begegnete, das fällt dann doch unter die Verschwiegenheit.

Und Verschwiegenheit wird nicht nur in der Showbranche geschätzt, auch im Sportbereich ist kein Platz für Plappermäuler. Die Gespräche zwischen Spielerinnen und Physiotherapeut bleiben in vier Wänden, das gehört für Anne Lacroix ganz selbstverständlich zum Berufskodex: „Was im Physioraum gesprochen wird, bleibt im Physioraum.“ Und so steht weiteren FFC-Einsätzen nichts im Weg, ganz gleich ob national oder international…